Mittwoch, 10. August 2016

Perser von der Ostsee

Not macht auch in Vorpommern erfinderisch: "Der Wiener Textilkünstler Rudolf Stundl (1897-1990) hat während der Weltwirtschaftskrise den verarmten vorpommerschen Fischern die Teppichknüpferei als Nebenerwerb beigebracht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein für diese Region einmaliges organisiertes Handwerk. Die als Idyll und in harmonischer Ursprünglichkeit erlebte Küstenlandschaft Vorpommerns wurde für den Österreicher und viele Knüpfer zur Quelle auf der Suche nach Mustern. Fische, Wellen, Anker, Möwen und die Stranddiestel dienten als einzigartige Ornamente und machten die Freester Teppiche unverwechselbar. Die Textilien wurden in der DDR wegen ihrer guten Qualität und der hohen Strapazierfähigkeit auch „Perser von der Ostsee“ genannt.
Aufgrund der langjährigen Verbundenheit des Wahlpommern Rudolf Stundl mit der Universität Greifswald überließ er 1990 den gesamten künstlerischen Nachlass der Hochschule. In 2008 hat die Kustodie der traditionsreichen Alma Mater erstmalig Stundls vollständige Sammlung im Hauptgebäude der Universität der Öffentlichkeit präsentiert und ein Ausstellungskatalog herausgegeben." (©Text Uni Greifswald)
Zu Ehren von Rudolf Stunde wurde eine Rudolf Stunde Stiftung an der Uni Greifswald ins Leben gerufen.
In der Heimatstube Freest kann man einige Exemplare dieser „Freester Fischerteppiche“im Original bewundern.

Wenn man heute bei den fliegenden Händlern auf den lokalen Ortsfesten vorbei geht meint man einige dieser Motive auf den "Ethno"-Textilien wieder zu erkennen, wie das Photo links von den diesjährigen Kaisertagen in Heringsdorf zeigt.